Tonfa

Tonfa-Schlagstock

Schlagstock zur Selbstverteidigung?

Bei einem Tonfa handelt es sich um eine Art Schlagstock. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Varianten eines Schlagstocks zeichnet sich der Tonfa durch einen kennzeichnenden Quergriff aus, der waagerecht am länglichen Schaft befestigt ist. Meist ist das Ende des Griffstücks durch einen Knauf abgerundet, um das versehentliche Herausgleiten aus der Hand zu verhindern. Die Länge des Schafts beträgt etwa eine Unterarmlänge (50 cm).

Ursprünglich stammt der Tonfa aus dem chinesischen Raum. Dort wurde er höchstwahrscheinlich als Werkzeug benutzt, um Mühlsteine zu bewegen. Ursächlich für diesen Verwendungszweck ist die hervorragende Hebelwirkung.

Traditionell stellten die Chinesen ihre Tonfas aus Holz her und benutzen sie immer paarweise. Heutzutage wird zur Herstellung Polycarbonat, Hartgummi, Fiberglas oder PVC verwendet. Jene Materialien sind deutlich bruchfester als Holz.

In den letzten Jahren gewann der Tonfa zunehmend an Beliebtheit, da er vielseitig einsetzbar ist. Gegenüber anderen Waffen hat er den Vorteil, dass er nicht nur zum Angriff, sondern auch zur Verteidigung genutzt werden kann. Zudem fungiert er in Security- und Polizeikreisen als Werkzeug und Hilfsmittel.

Wird beziehungsweise wurde der Tonfa auch von der Polizei benutzt?

Der Tonfa stellt bei den Polizeien der Länder und des Bundes ein immens wichtiges Einsatzmittel dar. Er gehört zur Standardausrüstung für Polizeikräfte der Bereitschaftspolizei.
Jedoch bezeichnen die Beamten den Tonfa als Mehrzweckeinsatzstock. Der Begriff spielt auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von einem Tonfa ab.

Jeder Polizist muss vor der Zuteilung eines Tonfas eine Prüfung ablegen und Trainingsstunden leisten. Während der Praxisinhalte werden unter anderem Schläge, Stiche und Verteidigungstechniken mit der Waffe geübt. Darüber hinaus assistiert der Tonfa den Polizisten beispielsweise bei Festnahmen, indem die Arme der festgenommen Person durch einen Armstreckhebel blockiert werden.

Darüber hinaus eignet sich der Tonfa ideal zum Räumen und Abdrängen von Personengruppen im Rahmen von Demonstrationen oder anderweitigen Versammlungen.

Außerdem ist dank des Schlagstocks das Einschlagen von Autofenstern kein Problem. Dies ist speziell in heißen Sommermonaten hilfreich, wenn beispielsweise ein Tier im verschlossenen Pkw droht zu verenden.

Streifenpolizisten hingegen führen für gewöhnlich einen Teleskopschlagstock mit. Im Vergleich mit dem Tonfa ist dieser komfortabler, da er beim Sitzen im Streifenwagen nicht störend wirkt. Tonfas lassen sich nicht einklappen, sondern sind starr und müssen an der Koppel befestigt getragen werden.

Bei welchen Kampfsportarten wird der Tonfa verwendet?

Traditionell findet der Tonfa im Ju-Jutsu, Systema als auch im japanischen Kobudo Gebrauch.

Exemplarisch lehrt der Deutsche Asien Kampfsport Verband Interessierten den Umgang mit der Waffe. Dies geschieht im Rahmen des Tonfa-Ausbildungsprogramms.
Der Lehrgang gliedert sich in traditionelle und moderne Unterrichtsinhalte, die sich auf der Höhe der Zeit befinden.

Um beispielsweise eine Tonfa-Trainerfachlizenz zu bekommen, ist das Ablegen von drei Prüfungen erforderlich. Zunächst werden die Grundlagen gelehrt. Daran anschließend folgen spezielle Ausbildungsinhalte und das Erlangen der Berechtigung zum Übungsleiter. Abschließend erwerben die Schüler das Recht, sich Trainer zu nennen und andere Personen auszubilden.

Darf ich einen Tonfa kaufen und besitzen?

In Deutschland und Österreich erhalten Sie einen Tonfa in den meisten Fällen gegen Vorlage eines Altersnachweises. Für Personen über 18 Jahren bestehen hinsichtlich dem Erwerb und dem Besitz keine Einschränkungen. Zwar wird der Tonfa gemäß dem Waffengesetz als Waffe deklariert, jedoch handelt es sich nicht um eine verbotene Waffe. Das ist beispielsweise beim sogenannten Totschläger der Fall. Dieser darf weder erworben, noch besessen werden.

Darf ich den Schlagstock in Deutschland und Österreich mitführen beziehungsweise zur Verteidigung verwenden?

  • Rechtslage in Deutschland:

Die Rechtsgrundlage findet sich in Paragraf 42a des Waffengesetzes. Dieser besagt, dass das Führen der Waffe grundsätzlich nicht gestattet ist. Ausnahmen bestehen bei einem berechtigten Interesse sowie für die Verwendung für Filmaufnahmen. Was ein berechtigtes Interesse ist, ist immer vom Einzelfall abhängig. Wenn Sie auf dem Weg zum Kampfsportunterricht sind, wird Ihnen auch die Polizei das Mitführen von Ihrem Tonfa nicht verbieten. Jedoch ist es unabdingbar, dass die Waffe in einem verschlossenen Behältnis transportiert wird.

Von der Rechtslage abgesehen, ist es umständlich, einen Tonfa dabeizuhaben. Der Grund hierfür ist offenkundig. Der Schlagstock lässt sich nicht verstecken und sorgt aufgrund seines Aussehens für ungewollte Aufmerksamkeit. Es ist anzunehmen, dass Passanten beim Anblick der Waffe mulmige Gefühle bekommen und die Ordnungskräfte verständigen werden. Die Folge sind wiederkehrende Kontrollen und unter Umständen die Einleitung von Strafverfahren, sofern Rechtsverstöße vorlegen.

Im Rahmen der Notwehr, dürfen Sie den Tonfa zu Verteidigungszwecken verwenden. Die Grenzen sind hierbei eng gestrickt. Es muss ein rechtswidriger gegenwärtige Angriff auf Sie oder eine dritte Person vorliegen. Bei derartigen Konstellationen ist es Ihnen gestattet, den Angriff mithilfe des Schlagstocks zu vereiteln oder zu beenden. Nichtsdestotrotz sollten Sie Vorsicht walten lassen, da der Tonfa eine gefährliche Waffe ist. Schläge auf den Kopf können zum Tod führen.

  • Rechtslage in Österreich:

Im Unterschied zur Rechtslage in Deutschland ist laut dem österreichischen Waffengesetz von 1996 das Führen eines Tonfas gestattet. Restriktionen bestehen hinsichtlich der Partizipation bei öffentlichen Veranstaltungen und Festen. Möchten Sie an einem derartigen Anlass teilnehmen, ist das Mitführen Ihres Tonfas untersagt.

Die Verwendung von einem Tonfa zur Verteidigung ist auch in Österreich gesetzlich erlaubt.

Zusammenfassung:

  • Erwerb und Besitz in Deutschland und Österreich ist erlaubnisfrei für Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben
  • Das Führen in Deutschland ist bei berechtigtem Interesse möglich
  • In Österreich hingegen ist es außer bei Veranstaltungen immer gestattet
  • Zu Verteidigungszwecken bei Notwehr ist das Benutzen eines Tonfas in beiden Ländern realisierbar

Wie trainiere ich mit diesem Schlagstock?

Am sinnvollsten ist es, wenn Sie sich von einem kompetenten Trainer anleiten lassen. Dazu ist es nicht zwangsläufig unabdingbar, einem Kampfsportverein beizutreten. Vielleicht kennen Sie einen Bekannten, der bei der Polizei oder im Sicherheitsdienst tätig ist. Fragen Sie diejenige Person, ob sie Ihnen dabei behilflich ist, den Umgang mit einem Tonfa zu erlernen.

Falls Sie niemanden kennen, der diesen Anforderungen entspricht, halten Sie sich an folgende Übungen

1. Grundstellung

Zunächst ist es erforderlich, die Grundstellung zu verinnerlichen. Sie unterscheidet sich nicht wesentlich von der im Boxsport. Nehmen Sie den Tonfa in Ihre starke Hand und umschließen Sie mit der Faust das Griffstück. Achten Sie darauf, dass der Schaft direkt am Unterarm anliegt. Falls Sie dies nicht beachten, werden Sie starke Schmerzen beim Blocken von Schlägen verspüren.
Ihre schwache Hand schützt derweil die linke beziehungsweise die rechte Seite von Ihrem Kopf. Sind Sie Rechtshänder, zeigt Ihr linker Fuß nach vorne und sind Sie Linkshänder, ist es umgekehrt.

2. Der Drehschlag

Der Drehschlag zählt zu den Standardangriffen. Er bildet das Fundament. Aus der Grundstellung heraus drehen Sie Ihr Handgelenk und schwingen den Tonfa in einem Halbkreis vor Ihrem Körper. Mit viel Übung werden Sie irgendwann an dem Punkt gelangen, an dem Sie während der Ausführung des Drehschlags ein Zischen hören. Ursächlich hierfür ist die durch den Schlag verdrängte Luft.

Mit dem Drehschlag ist es möglich, durch gezielte Schläge auf die Extremitäten einen Angreifer kampfunfähig zu machen.

3. Der Stich nach vorne

Aus der Grundstellung heraus machen Sie einen schnellen Ausfallschritt nach vorne und stechen dabei mit dem Tonfa, den Sie eng am Körper führen, in ebendiese Richtung.

4. Blocken über dem Kopf

Diese Verteidigungstechnik ist dazu konzipiert, Angriffe auf Ihre Person, die von oben erfolgen, abzuwehren. In der Praxis ist dies beispielsweise gegeben, wenn Sie mit einem Baseballschläger oder einem Schlagstock attackiert werden.

Nehmen Sie zuerst die Grundstellung ein. Sobald Sie erkennen, dass Ihr gegenüber mit dem Angriff beginnt, führen Sie Ihre starke Hand in einem diagonalen Bogen über Ihren Kopf. Haben Sie die Position erreicht, übt die linke Hand zusätzlichen Druck auf das Griffstück aus, um den Tonfa gegen die Wucht des Schlages zu stabilisieren.

Nach der Abwehr der Attacke können Sie zum Angriff übergehen. Dafür eignet sich insbesondere der Stich nach vorne.

Sind Trainingstonfas aus Kunststoff beziehungsweise mit Schaumstoffummantelung anders in der Handhabung?

Ja. Die Ausführung von einem Drehschlag ist deutlich erschwert. Das liegt daran, dass Trainingstonfas nicht die nötige Formstabilität aufweisen. Zudem verfügen sie nicht über die Griffigkeit und Geschmeidigkeit des Originals.

Überdies sind Schläge mit maximaler Kraft unmöglich.

Zum verletzungsfreien Erlernen des Umgangs mit der Waffe sind derartige Ausführungen jedoch für Anfänger empfehlenswert.

Fazit

Nicht ohne Grund wird der Tonfa seit etlichen Jahren im Sicherheitsdienst und bei der Polizei verwendet. Er eignet sich nicht nur zum Angriff, sondern auch zur Verteidigung und als nützliches Hilfsmittel in vielerlei Hinsicht. Ferner attraktiv ist die Tatsache, dass der Erwerb und der Besitz in Deutschland und Österreich für Personen ab 18 Jahren erlaubnisfrei ist.

Quellen:

selbstverteidigung-beherrschen.de/tonfa/
www.pfefferspray-kaufen.net/tonfa/
www.securityszene.de/selbstverteidigungsmittel/tonfa/

Foto: Depositphotos.com – gyurma

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