Himmelsrichtungen bestimmen ohne Kompass

Himmelsrichtung im Wald bestimmen

Wandern, Klettern, Mountainbiking – Outdoor-Aktivitäten machen Spaß und werden als Freizeitvergnügen und im Urlaub immer beliebter. Es gibt vieles zu entdecken und zu erkunden, auch abseits der markierten Pfade. Doch was tun, wenn man die Orientierung in der Wildnis verloren und keinen Kompass dabeihat? Um sicher wieder auf den richtigen Weg zu kommen, können Sie die Himmelsrichtungen auch ohne Kompass bestimmen. Der Beitrag erklärt, welche Möglichkeiten es gibt.

Orientierung anhand der Sonne

Meist sind Wanderer, Kletterer und Radfahrer am Tag unterwegs. Dann ist die Sonne das wichtigste Hilfsmittel, um sich zu orientieren. Am Stand der Sonne können Sie die Himmelsrichtungen bestimmen. Die Sonne folgt auf der nördlichen Halbkugel immer demselben Muster. Sie geht im Osten auf und im Westen wieder unter. Zur Mittagszeit befindet sich die Sonne im Süden. Schaut man in den Himmel, kann man so schon die grobe Richtung erkennen, in der man unterwegs ist. Auf der Südhalbkugel folgt sie demselben Schema, doch zur Mittagszeit steht die Sonne hier im Norden.

Mit einem Blick in den Himmel sieht man nicht, in welche Richtung die Sinne gerade wandert. Dann können Sie eine simple Methode mit einem Stab und zwei Steinen anwenden. So gehen Sie vor:

  1. Suchen Sie sich eine ebene Fläche und stecken Sie einen Stab, ein Stöckchen in die Erde.
  2. Der Stock wirft nun einen Schatten. An das Ende des Schattens legen Sie nun einen Stein.
  3. Warten Sie mindestens eine halbe, besser noch eine ganze Stunde.
  4. Legen Sie nun einen Stein an das neue Ende des Schattens.
  5. Ziehen Sie nun eine gerade Linie zwischen den Steinen. Da die Sonne von Osten nach Westen wandert, können Sie nun Ost und West markieren.
  6. Ziehen Sie nun eine gerade Linie rechtwinklig zur ersten, und schon können Sie Norden und Süden erkennen.

Versteckt sich die Sonne hinter Wolken, ist es manchmal nicht so einfach zu erkennen, wo genau sie sich gerade befindet. Die Methode mit dem Stab und den Steinen funktioniert meist dennoch. Um den Schatten besser sehen zu können, hilft ein weißes Blatt Papier, auf dem man den Schatten auch bei bewölktem Himmel oft gut sehen kann.

Orientierung anhand der Sterne

Haben Sie sich verirrt, und die Dunkelheit ist schon angebrochen, oder befinden Sie sich gewollt auf einer spannenden Nachtwanderung, helfen die Sterne bei der Bestimmung der Himmelsrichtung. Um sich am Nachthimmel zu orientieren, suchen Sie den Polarstern. Der steht immer im Norden, weswegen er auch Nordstern genannt wird.

Das Sternbild des Großen Wagens hilft dabei, den Polarstern am Nachthimmel zu entdecken. Den großen Wagen findet man fast immer, denn er ist das sichtbarste Sternbild am Nachthimmel. Der Polarstern befindet sich an der Deichsel des kleinen Wagens. Der dreht sich aber im Laufe der Nacht um den Polarstern. Um sicher zu sein, dass der Stern, der so hell funkelt, wirklich der Polarstern ist, brauchen Sie das Sternbild des Großen Wagens als Hilfsmittel.

  1. Suchen Sie den großen Wagen.
  2. Verlängern Sie die Hinterachse des Großen Wagens 5 mal.
  3. Stellen Sie sich in Blickrichtung zum Polarstern und schon stehen Sie nach Norden und können anhand dessen die anderen Himmelsrichtungen bestimmen.

Auf der Südhalbkugel können Sie den Polarstern nicht sehen. Hier hilft das Sternbild Kreuz des Südens bei der Bestimmung der Himmelsrichtungen. Es sind vier helle Sterne, die immer zu sehen sind. Verbindet man jeweils zwei Sterne miteinander, ergibt sich ein Kreuz, dessen lange senkrechte Linie die Nord-Süd-Linie anzeigt.

Orientierung anhand von natürlichen Merkmalen

Wenn es stark bewölkt ist, und die Methoden mit der Sonne und den Sternen nicht funktionieren, können Sie sich noch an natürlichen Merkmalen in der Natur orientieren. Bäume, Felsen, Moos, bestimmte Sträucher und Ameisenhügel können Anzeiger für die Himmelsrichtung sein.

Orientierung mit Hilfe von Bäumen

Bäume zeigen gleich auf mehrere Weise die Himmelsrichtungen an. Zum einen können Sie an den Baumringen der Stümpfe gefällter Bäume die Richtung bestimmen. Zumeist ist das Herz der Baumringe nach Süden ausgerichtet.

Ein weiteres Indiz für die Himmelsrichtung Süden ist der Wuchs von Ästen an Bäumen. Oft sind diese auf der Südseite ausladender und dichter gewachsen. Das funktioniert aber nur bei freistehenden Bäumen. Im Wald stellt dieser Tipp keine Hilfe dar.

Ebenfalls nur für freistehende Bäume trifft die Eigenart zu, anhand der man abschätzen kann, wo Norden und Süden ist. Hier ist es aber nicht die Wuchsrichtung zur Sonne, sondern die Neigung durch den Wind der Auslöser. Der kommt in unseren Breiten häufig aus dem Westen. Freistehende Bäume sind daher oft gegen Osten geneigt.

Himmelsrichtung bestimmen anhand von Pflanzen

Sie können sich auch an Pflanzen orientieren, um die Himmelsrichtungen zu bestimmen. Gemeinhin gilt der Moosbewuchs als ein Indikator für die Ausrichtung nach Norden. Das wächst an Bäumen oder Felsen stärker auf der Nordseite. Jedoch können Sie sich darauf nicht immer verlassen. Es gibt durchaus Moosbewuchs auch in andere Himmelsrichtungen, so dass diese Methode sehr ungenau ist.

Besser ist es, nach Zeigerpflanzen wie dem Stachel-Lattich Ausschau zu halten. Der wächst fast überall und ist vor allem am Wegesrand häufig zu finden. Nicht umsonst heißt er auch Kompass-Lattich, denn seine Blätter wachsen in Richtung Sonne. Das bedeutet, dass die schmale Seite der Blattspitzen sich nach Nord-Süd-ausrichten. Auch diese Methode ist recht ungenau.

Ameisenhügel zeigen den Weg

Finden Sie einen Ameisenhügel im Wald oder am Wegesrand, dann haben Sie Glück, denn mit Hilfe des Baus können Sie die Himmelsrichtung bestimmen. Ameisen heizen ihren Bau mit der Sonne, und richten diesen daher nach Süden aus, um möglichst viel davon abzubekommen. Oft sind die Ameisenhaufen an Bäumen oder Felsen gebaut, um mehr Halt zu bekommen. Die Seite, an dem sie gebaut sind, ist Süden.

Orientierung anhand von technischen Hilfsmitteln

All die natürlichen Methoden geben eine grobe Orientierung, in welcher Richtung Norden oder Süden liegt Wer sich darauf nicht verlassen will, kann technische Hilfsmittel zur Bestimmung der Himmelsrichtungen hinzuziehen.

Noch präziser geht die Himmelsrichtungsbestimmung anhand der Sonne mithilfe einer analogen Uhr.

  1. Richten Sie den Stundenzeiger der Uhr gegen die Sonne aus
  2. Nun suchen Sie die Mitte zwischen dem Stundenzeiger und 12 Uhr. Denken Sie sich eine Linie durch die Uhr. Das Ende zwischen Stundenzeiger und 12 Uhr zeigt nach Süden.
  3. In der Sommerzeit suchen Sie die Mitte zwischen dem Stundenzeiger und der 1-Uhr-Markierung auf der Uhr, um die Nord-Süd-Linie zu bestimmen.

Die Methode ist nicht ganz exakt, da die Sonne nicht überall genau 12 Uhr im Süden steht. Auf der Südhalbkugel müssen Sie die Nord-Süd-Linie mit der Armbanduhr etwas anders bestimmen. Hier stellen Sie sich so hin, dass der Stundenzeiger auf zwölf Uhr zeigt, wenn Sie ihn genau zur Sonne ausrichten und bestimmen dann die Mitte zwischen der 12-Uhr-Markierung und dem Stundenzeiger. Das Ende der so gedachten Linie zeigt hier nach Norden.

Noch einfacher ist die Bestimmung der Himmelsrichtung mit einem Smartphone. Es gibt Kompass-Apps, mit denen Sie sich orientieren können. Oder Sie nutzen Karten wie Google Maps, die Sie nach Norden ausrichten können. Jedoch brauchen Sie dafür eine Internetverbindung, die in manchen Gegenden beim Outdoor-Ausflug oft etwas schwierig werden kann.

Fazit

Sind Sie ohne Kompass in der freien Natur unterwegs, gibt es viele Möglichkeiten, sich dennoch zu orientieren. Mit Hilfe der Sonne, der Sterne und natürlichen Markern wie der Wuchsrichtung von Ästen an Bäumen oder Zeigerpflanzen wie dem Lattich finden Sie Norden und können so auch die anderen Himmelsrichtungen bestimmen. Auch, wenn diese Methoden nicht immer ganz genau sind, helfen sie doch, den Weg nach Hause oder zum Ausflugsziel zu finden. Am besten kombinieren Sie mehrere der Methoden miteinander, um sicherzugehen.

Foto: Depositphotos.com @ MicEnin

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