Kubotan als Nahkampfwaffe

Kubotan - Selbstverteidigung

Kubotan zur Verteidigung. Wie sieht es mit den gesetzlichen Bestimmungen aus?

Der Kubotan (Druckpunktverstärker oder Palmstick) ist eine Nahkampfwaffe, die in ganz unterschiedlichen Kampfkünsten eingesetzt wird. Im Fokus bei der Verwendung eines Kubotans steht allerdings immer die Selbstverteidigung – so auch bei Kobudo, Krav Maga, Ju-Jutsu oder Karate. Allerdings ist die unscheinbare Waffe schon lange nicht mehr nur Teil der Kampfkunst. Sie wird heute auch gerne von Menschen getragen, die sich selbst verteidigen möchten – ohne eine der klassischen Kampfkünste zu beherrschen. Andere halten den Druckpunktverstärker für ästhetisch und tragen ihn deshalb am Schlüsselbund. Dabei gibt es jedoch ein Problem: Das Tragen eines Kubotans ist nicht in allen Ländern der Welt erlaubt – schließlich handelt es sich hierbei um eine Waffe, die durchaus schwere Verletzungen verursachen kann.

So sieht ein Kubotan aus

Der Kubotan ist ein kurzer Stock. Er wird als Schlüsselanhänger getragen und ist somit in jeder unvorhersehbaren Situation, in der Selbstverteidigung nötig wird, griffbereit. Wichtig ist, dass die Waffe einige Zentimeter länger ist, als die Hand desjenigen breit ist, der sie benutzt. Wird der Druckpunktverstärker in der Faust gehalten, soll er schließlich an beiden Seiten ein wenig herausstehen.

So kommt es, dass die meisten Modelle zwischen 13 und 15 Zentimeter lang sind, wobei ihre Dicke je nach Material zwischen einem und 2,5 Zentimetern variieren kann. Manche Varianten sind an ihrem Ende angespitzt oder aber abgerundet – für seine Funktion als Selbstverteidigungswaffe ist dies allerdings unerheblich. Für eine bessere Griffigkeit sind viele Modelle mit Rillen versehen.

Die Geschichte des Kubotan

Da der Palmstick in einigen, alten Kampfsportarten der Selbstverteidigung dient, scheint es nur plausibel, dass auch der Kubotan selbst schon seit vielen Jahrhunderten bekannt ist. Dies ist allerdings nicht der Fall. Entwickelt wurde der Schlüsselanhänger zur Selbstverteidigung etwa 1960 von Soke Takayuki Kubota – daher auch die Bezeichnung Kubotan. Er entwickelte diese Waffe, damit sich die weiblichen Polizisten des Los Angeles Police Departments in brenzligen Situationen selbst schützen können. Patentieren und als Marke schützen lassen hat sich Soke Takayuki Kubota den Druckpunktverstärker unter dem Namen Kubotan allerdings erst im Jahr 1978.

Ist der Kubotan in Deutschland erlaubt?

Als Waffe unterliegt der Kubotan in einigen Ländern strengen Gesetzen. Manche Länder verbieten ihn sogar vollständig. Auf Deutschland trifft das allerdings nicht zu. Im Jahr 2008 verfasste das BKA einen Feststellungsbescheid, der zum deutschen Waffengesetz gezählt wird. In diesem wird der Palmstick nicht zu den Hieb- und Stoßwaffen gezählt. So handelt es sich hierbei um einen erlaubten Gegenstand. Auch vor 2008 bestand kein Verbot für den Kubotan – das geht ebenfalls aus dem Bescheid des Bundeskriminalamtes aus dem Jahr 2008 hervor.

So stellt es zumindest aus rein rechtlicher Sicht überhaupt kein Problem dar, wenn der Druckpunktverstärker im Restaurant, beim Shoppen, beim Feiern oder in der Arbeit getragen wird. Allerdings sollte immer bedacht werden, dass sich andere Menschen von dem Kubotan durchaus bedroht fühlen können – insofern ihnen bekannt ist, worum es sich bei dem kleinen Stock am Schlüsselbund handelt.

Außerdem kann sich die Gesetzeslage zum Kubotan auch in Deutschland ganz schnell ändern, wenn damit mutwillig eine Person angegriffen wird. In diesem Moment dient der Druckpunktverstärker als Waffe und wird auch vor dem Gesetz als solche behandelt – selbst, wenn der Angegriffene nicht verletzt wird. Das kann zu einer hohen Strafe führen. Anders sieht es natürlich aus, wenn der Palmstick zur Selbstverteidigung eingesetzt wird. Das ist immer dann der Fall, wenn der Angriff durch eine andere Person ausgeht und die Verteidigung zum Schutz des eigenen Lebens (Notwehr) oder zum Schutz des Lebens eines Anderen (Nothilfe) stattfindet.

Ist der Kubotan in Österreich erlaubt?

Österreich handhabt den Kubotan ähnlich wie Deutschland. Auch hier ist die Waffe zur Selbstverteidigung erlaubt und fällt nicht unter das Waffengesetz. Der hoheitlichen Rechtsansicht in Österreich zufolge fällt der Druckpunktverstärker in die Kategorie der „Trainings- und Sportübungsgegenstände“ und nicht unter den §1 Abs.2 a im Waffengesetz. Beschlossen wurde dies vom Bundesministerium für Inneres im GZ.: BMI-VA1903/0105-III/3/2009.

In welche Länder sollte man keinen Kubotan mitnehmen?

Die handliche Form und die leichte Verstaumöglichkeit am Schlüsselbund hat schon so manchen dazu bewogen, den Kubotan mit in den Urlaub zu nehmen. Schließlich kann es auch am Urlaubsort zu brisanten Situationen kommen, an denen der eigene Schutz an erster Stelle steht.

Das Mitführen eines Druckpunktverstärker ist jedoch nicht weltweit erlaubt. Jedes Land macht seine eigenen (Waffen-)Gesetze und so kommt es, dass die Schweiz den Kubotan zu den verbotenen Waffen zählt. Wer hier mit dem speziellen Schlüsselanhänger erwischt wird, muss mit einem Bußgeld oder gar mit einer Gefängnisstrafe rechnen.

Auch beim nächsten Großbritannien-Urlaub sollte der Palmstick zu Hause bleiben. Denn auch hier gilt der Stab nicht als Selbstverteidigungswaffe, sondern als Angriffswaffe.

Bevor es in den Urlaub geht sollten deshalb immer die entsprechenden Gesetze studiert werden. Ansonsten kann es zu großen Problemen kommen – und das in einem Land, dessen Sprache fremd ist.

Übrigens: Auch, wenn der Kubotan in Verbindung mit einem Kugelschreiber nicht ganz so auffällig aussehen mag: Die meisten Gesetzesvertreter erkennen ihn trotzdem und werden – insofern ein Verbot besteht – entsprechende Maßnahmen einleiten.

Der Kubotan in der Anwendung: Die Angriffspunkte

Auf den ersten Blick sieht der Palmstick so gar nicht gefährlich aus. Klar, er hat weder eine scharfe Klinge, noch eine Schussvorrichtung. Bei der Verwendung der Waffe geht es auch vielmehr darum, verschiedene Griff- und Schlagvarianten einzusetzen. Werden die Schläge und Griffe entsprechend gut trainiert, kann der Kubotan beim Gegner große Schmerzreize auslösen.

Die Schläge, die mit dem Stab ausgeführt werden, treffen bevorzugt das Schultergelenk oder die Rippen, die Ellenbogen und die Handgelenke sowie ganz spezielle Nervendruckpunkte.

Vor- und Nachteile der Kubotan-Materialien

Der klassische Kubotan besteht aus Holz, Kunststoff oder Edelstahl. Die Waffe zur Selbstverteidigung aus Holz überzeugt mit einer tollen Optik. Meist sind diese Modelle wunderschön gearbeitet und reich an Details. Allerdings achten einige Hersteller zu sehr auf die Optik und zu wenig auf die Funktionalität des Druckpunktverstärkers. Dann verwenden sie weiche Holzsorten wie Fichte, Kiefer oder Birke – optisch wirklich ansprechend, zur Selbstverteidigung aber vollkommen ungeeignet.

Dieses Problem gibt es beim Kubotan aus Edelstahl oder Titan nicht. Das Material ist so robust und stark, dass es jeden Schlag aushält. Durch sein erhöhtes Gewicht liegt der Palmstick aus Metall besonders gut in der Hand. Besteht die Waffe aus Titan, kann sich außerdem kein Rost bilden – bei anderem Metall ist das leider anders. Vor dem Kauf sollte bedacht werden, dass ein Druckpunktverstärker aus Edelstahl, Titan oder anderem Metall in der Regel ziemlich teuer ist.

Eine weitaus weniger elegante, dafür aber deutlich günstigere Lösung ist der Kubotan aus Kunststoff. Hierbei handelt es sich meist um Hartplastik – die Waffe ist also durchaus robust. Mit der Härte von Titan oder Stahl kann das gute Stück allerdings nicht mithalten.

Besonders beliebt bei der Herstellung eines Kubotans ist inzwischen jedoch Aluminium. Der Werkstoff lässt sich leicht ver- und bearbeiten, lässt sich leicht reinigen und ist korrosionsbeständig – der Palmstick kann folglich nicht rosten. Hinzu kommt das geringe Gewicht von Aluminium, dass das Tragen am Schlüsselbund besonders angenehm macht. Außerdem handelt es sich hierbei um ein besonders schlag- und stoßunempfindliches Material, das kaum brechen oder reißen kann. Allerdings verfügt Alu über eine gute Wärmeleitfähigkeit. Im Sommer, wenn die Sonne zu lange auf den Anhänger scheint, empfiehlt es sich nicht, den Kubotan anzufassen. Außerdem ist die Gewinnung von Aluminium enorm schädlich für die Umwelt.

Alternativen zum Kubotan

Um sich mit einem Kubotan tatsächlich selbst verteidigen zu können, ist einiges an Übung notwendig. Wer jetzt sofort ein wirksames Mittel gegen Angreifer kaufen möchte, der benötigt da schon eine andere Lösung.

In Deutschland zur Selbstverteidigung erlaubt sind unter anderem das Pfefferspray und die Schreckschusspistole. Wobei für Letzteres ein kleiner Waffenschein benötigt wird. Alternativ können aber auch ein Handtaschenalarm oder ein Notrufsystem verwendet werden. Diese Möglichkeiten sind jedoch weniger zur Selbstverteidigung, sondern mehr zur Verständigung von Hilfe geeignet.

Kann man mit einem Kubotan die Autoscheibe einschlagen?

Bisher war immer nur von einer Waffe zur Selbstverteidigung die Rede. Doch der Kubotan kann noch mehr. Einige Modelle sind durchaus in der Lage Glas zu zerbrechen. Folglich können sie als Glasbrecher eingesetzt werden – etwa, wenn im Hochsommer ein Kind in einem Auto vergessen wurde und eine Gefahr für sein Leben besteht oder wenn das Auto, aus welchen Gründen auch immer, unter die Wasseroberfläche gelangt und sich die Türen von Innen nicht mehr öffnen lassen. Wichtig ist allerdings, sollte der Druckpunktverstärker für diesen Einsatzzweck verwendbar sein, dass er vom Hersteller auch explizit als Glasbrecher beworben wurde.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kubotan

https://www.gutefrage.net/frage/ist-dieses-kubaton-in-deutschland-legal

Foto: Depositphotos.com – Nomadsoul1

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