Militär-Tarnausrüstung

Tarnung beim Paintball

Ganz schön gut getarnt

Tarnausrüstung und Tarnkleidung gehören heutzutage nicht nur im militärischen Bereich, sondern längst auch bei Outdoor, Survival, Airsoft und bei der Jagd dazu. Sind die Tarnmuster optimal an die Umgebung angepasst, verschafft die Tarnung einen enormen taktischen Vorteil. Selbst Wildbeobachter und Naturfotografen nutzen Tarnung, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Seit wann gibt es Tarnausrüstung?

Tarnausrüstung beschreibt zunächst einmal einen großen Bereich an Ausrüstung, Bekleidung und technischem Equipment. Unter den Begriffen Tarnung und Tarnausrüstung sind daher alle Dinge zusammen gefasst, die im Gelände dazu dienen, unentdeckt zu bleiben. Der Mensch tarnt sich schon seit Urzeiten. Denn dass es vorteilhaft ist, beispielsweise von Beutetieren schlechter gesehen zu werden, haben die Menschen bereits vor Jahrtausenden erkannt. Getarnt wurde sich damals vermutlich mit allem, was die Natur so hergab, wie Blätter, Zweige und Felle.

Die heute bekannten Tarnmuster gibt es noch nicht so lange. Die Briten und Franzosen setzten Tarnmuster erstmals im Ersten Weltkrieg ein. Indem sie ihre Fahrzeuge und Schiffe in verschiedenen Farben fleckig anstrichen, wollten sie die optische Aufklärung durch den Feind erschweren. Dabei kamen aber noch ganz andere Muster zum Einsatz. Große Kriegsschiffe wurden zum Beispiel in Schachbrett- oder Zebramuster angestrichen, dem sogenannten Dazzle Camouflage. Das sollte es dem Feind schwerer machen, Größe und Geschwindigkeit der Schiffe abzuschätzen, wenn gleich die Schiffe selbst durch das auffällige Muster schon von Weitem gut sichtbar waren. Zu dieser Zeit gab es keine standardisierten Vorgaben. Das Muster wurde einfach frei Hand aufgepinselt und sah immer wieder anders aus. Das in Deutschland als Flecktarn bezeichnete Muster wurde erst einige Jahre später von der Waffen-SS entwickelt.

Heute verwenden alle Militärs und Paramilitärs Tarnausrüstung und Tarnkleidung und selbst die Fahrzeuge sind im Normalfall optisch an die Umgebung angepasst. Mittlerweile sind die Muster und Farben auch standardisiert und auf verschiedenste Umgebungen angepasst. Ein gut getarnter Soldat oder Sportler ist in jedem Umfeld nahezu unsichtbar, wenn die Tarnung richtig eingesetzt wird.

Welche Arten von Tarnausrüstung gibt es?

Tarnuniformen und Tarnhelme

Sie sind heute Standard bei Militärs und Paramilitärs. Jede Armee verfügt im Normalfall über mehrere Tarnuniformen, die an das jeweilige Einsatzgebiet angepasst sind. Ein grünes Camouflage passt schließlich nicht zu einer urbanen Umgebung, die Desert-Farben nicht in den Wald. Damit die Soldaten stets so unsichtbar wie möglich agieren können, um sich und ihre Mission nicht zu gefährden, erhalten sie also an den Einsatz angepasste Bekleidung. Diese besteht aus einer Tarnjacke, einer Tarnhose, einem Tarnhelm oder einer anderen Kopfbedeckung mit passendem Muster. Mitunter ist auch das Schuhwerk farblich abgestimmt.

Tarnnetze

Die klassischen Tarnnetze dienen zum Abdecken verschiedener Dinge, etwa einem Fahrzeug, von Ausrüstung, einem Camp oder Schützenstellungen. Tarnnetze gibt es in verschiedenen Farben und Größen. Die angebrachten „Blätter“ sind auf ein durchlässiges Netz aufgesetzt. Vorteil ist, dass beispielsweise ein Schütze so gut getarnt ist, selbst aber noch durch das Tarnnetz hindurch schauen kann.

Tarnfarben

Damit können zum Beispiel Fahrzeuge und andere Ausrüstung selbst umgestaltet werden, damit sie im Gelände weniger sichtbar sind. Tarnfarben lassen sich sprühen, pinseln oder rollen – je nach Ausführung. Abhängig von der jeweiligen Farbe ist es auch, ob im Anschluss noch ein transparenter Überlack notwendig ist. Schließlich soll die Farbe wetterbeständig sein.

Tarnschminke

Tarnschminke dient dazu, die Körperstellen farblich anzupassen, die nicht durch die Tarnuniform abgedeckt werden. Klassischerweise wird die Tarnschminke daher für das Gesicht verwendet, um die Konturen des Kopfes zu verfälschen und das Gesicht damit für den Gegenüber so unsichtbar wie möglich zu machen. Tarnfarben sind in unterschiedlichen Farbpaletten erhältlich, um sich optimal an die Umgebung anzupassen.

Getarnt werden kann praktisch alles, was draußen in ländlicher oder urbaner Umgebung verwendet wird. Deshalb ist das Sortiment an Tarnausrüstung weit gefächert und umfasst alles, was bei militärischen Operationen, bei der Jagd, beim Schießsport und bei der Natur- und Wildfotografie und Wildüberwachung benötigt wird. So sind etwa auch Waffen und Wildkameras in Tarnmuster erhältlich.

Die Weiterentwicklung von Tarnausrüstung

Mit den Anfängen der Tarnung aus dem Ersten Weltkrieg haben die heutigen Camouflage-Muster nur noch wenig zu tun. Die anfangs unstrukturierten, individuellen Muster wurden und werden noch immer stetig weiter entwickelt. Mittlerweile ist auch bekannt, dass Tarnung nicht nur etwas mit den Farben selbst zu tun hat. Vieles geschieht im Gehirn.

Das menschliche Auge kann Umrisse von Personen selbst im dichten Wald sehr gut erkennen, denn darauf ist es geschult. Die typischen Proportionen eines Menschen sind oftmals auf den ersten Blick sichtbar, ebenso die scharfen Konturen von Gegenständen und Fahrzeugen. Um das zu verhindern, arbeitet moderne Tarnung mit einigen Tricks. Die Flecken oder geometrischen Formen wirken zunächst wild, doch sie erfüllen einen wichtigen Zweck: eben durch diese teils wilde Anordnung und kuriosen Muster brechen sie die typischen Konturen eines menschlichen Körpers oder von Gegenständen auf und lassen sie mit der Umgebung verschwimmen. Gerade Kanten von Fahrzeugen sind als solche nicht mehr erkennbar. Damit kann das menschliche Gehirn Gegenstände, Fahrzeuge und Menschen nicht mehr von der Umgebung unterscheiden, da sich das Gehirn hauptsächlich an markanten Abgrenzungen orientiert. Moderne Tarnmuster arbeiten also hauptsächlich mit psychologischen Tricks und optischen Täuschungen, um den Gegenüber zu verwirren.

Übrigens arbeiten nach diesem Prinzip auch Autohersteller: die Erlkönige werden mit auffälligen Mustern auf die Straße geschickt. Zwar sind die Fahrzeuge so schon von Weitem sichtbar, doch die genauen Konturen des neuen Automodells bleiben durch die Reizüberflutung des Musters verborgen. Wo und wie ein Schwung im Kotflügel verläuft und wo es harte Kanten gibt, ist durch das Muster nicht erkennbar und selbst aus der Nähe nur zu erahnen. Das soll verhindern, dass die Konkurrenz sich hier etwas abschaut und womöglich Details kopiert, bevor das Auto überhaupt in die Serienproduktion geht.

Im militärischen Bereich wird aber natürlich darauf geachtet, dass die Farben im Hintergrund untergehen und nicht besonders hervorstechen. Ein schwarz-weiß kariertes Fahrzeug ist bei einer Militäroperation in der Wüste etwa nicht gerade vorteilhaft. Das vorhin beschriebene Dazzle Camouflage bei Kriegsschiffen hat sich ebenfalls nicht durchgesetzt und wird heute nicht mehr verwendet.

Darüber hinaus hat Tarnung auch auf die Soldaten einen positiven Effekt: sie fühlen sich durch ihre Tarnung sicherer in ihrer Umgebung und können sich so zumindest etwas freier bewegen.

Tarnausrüstung in Hobby und Sport

Auf die positiven Eigenschaften von getarnter Kleidung und Ausrüstung greifen mittlerweile nicht nur Militärangehörige zurück, genauso bedienen sich daran Jäger, Airsoft- und Paintballspieler sowie Wildfotografen. Während es bei Hobby-Schützen aus dem Paintball- und Airsoftbereich eher darum geht, dem Spiel einen realistischeren, militärischen Charakter zu geben, verwenden Jäger und Wildfotografen die Ausrüstung, um vom Wild unentdeckt zu bleiben. Bei geschickter Ausrichtung zum Wind ist es mit einer guten Tarnung möglich, nah an die Tiere heran zu kommen. Viele Tiere können ohnehin besser riechen und hören als sehen und bemerken gut getarnte und schleichende Jäger erst dann, wenn es fast zu spät ist.

Kritik: Ist Tarnung moralisch und ethisch vertretbar?

Tarnung hat viele Vorteile und wird daher gerne und oft verwendet. Doch es gibt auch viel Kritik, die sich insbesondere an die ethisch-moralischen Grundvorstellungen richtet. Denn mit einer geschickten Tarnung ist es für den Gegenüber nahezu unmöglich, den Feind oder feindliche Ausrüstung zu erkennen.

Genau hier setzt bei Kritikern der Punkt an: sie bemängeln, dass weder Menschen noch Tiere so eine realistische Chance haben, Gefahren richtig einzuschätzen. Die Wahrscheinlichkeit, den Feind frühzeitig zu entdecken, ist mit einer idealen Tarnung recht gering. Militärkritiker und Tierschützer sehen hier einen Verstoß gegen die Ethik, da Tiere kaum eine Möglichkeit haben, rechtzeitig die Flucht zu ergreifen. Unschuldige Zivilisten und Tiere werden hier also erheblich benachteiligt, wenn sie, ohne es zu wissen, in eine Falle tappen und die Gefahr zu spät erkennen.

Im sportlichen Bereich und in der Outdoor-Szene wird Tarnausrüstung ebenfalls nicht immer gern gesehen. Vielen wird die Nähe zum Militär und die Verharmlosung von Krieg und Gewalt oder gar eine Sympathie dafür vorgeworfen. Dass es vielen dabei lediglich um den Stil, aber eben nicht um die Verherrlichung von Gewalt geht, wird in der Kritik oft nicht bedacht. Nicht alles lässt sich eben immer so schwarz und weiß betrachten.

Fazit: Tarnausrüstung ist mehr als nur Fleck an Fleck

Menschen tarnen sich schon seit vielen Tausend Jahren bei der Jagd. Heute ist Tarnausrüstung und Tarnkleidung im militärischen Bereich nicht mehr wegzudenken. Tarnung ist vielfältig und kann individuell an die jeweiligen Begebenheiten vor Ort angepasst werden. Für Soldaten, Jäger und Wildfotografen bedeutet das einen erheblichen taktischen Vorteil. Ganz frei von Kritik ist das Thema allerdings nicht.

Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Tarnmuster

Foto: Depositphotos.com – ArturVerkhovetskiy

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