In der Dunkelheit bzw. Dämmerung verbessert ein Nachtsichtgerät die Sicht. Die technische Vorrichtung dient Naturforschern, Jägern, Sicherheitsdiensten und Privatpersonen als Sichtgerät bei schlechten Lichtverhältnissen. Rechtliche Aspekte bezüglich der Nachtsichtgeräte sind vor allem privaten Nutzern und Jägern nicht geläufig und es steht die Frage im Raum: Sind die Geräte überhaupt erlaubt?
Rechtliche Grundlagen – Deutschland
In Deutschland beschäftigen sich Jäger mit der Waffengesetz-Novelle, da diese für die Jagd neue Technik zulässt. Teilweise wird noch spekuliert und interpretiert. Es muss klar sein, was erlaubt oder verboten ist, wenn Sie rechtlich nicht „im Dunkeln“ tappen möchten.
Waffengesetz: Das Waffengesetz verbietet Nachtsichtgeräte noch immer, ebenso Nachtzielgeräte. Jedoch erlaubt das am 20. Februar 2020 in Kraft getretene § 40 Absatz 3 Satz 4 WaffG Jägern und Verkäufern die allgemeine Erlaubnis zum Umgang mit diesen Artikeln. In diesem Sinne bedeutet Umgang der Besitz, Erwerb, das Überlassen, Führen, Verwenden und das Mitnehmen von Nachtsichtgeräten.
Für die zur Jagd erlaubten Aufsatzgeräten unterscheidet der Gesetzgeber zwischen Single-use-Geräten (diese befestigen Sie am Zielfernrohr) und Dual-use-Geräten (diese können Sie am Zielfernrohr oder an Kameras einsetzen).
Ein Dual-use-Gerät dürfen Sie ohnehin verwenden, vor der Novelle aber nicht an der Waffe montieren. Sie können sowohl Wärmebild als auch Restlichtverstärker verwenden.
Vorsicht: Der Gesetzgeber differenziert zwischen Restlichtverstärkern und Wärmebildgerät. In einige Geräte zur Zweifachnutzung integrieren Hersteller IR-Aufheller. Laut Waffengesetz begehen Sie beim Gebrauch solcher Geräte eine Straftat, bei der Sie Ihren Jagdschein riskieren.
Ohne Einschränkung dürfen Sie ein Dual-use-Gerät uneingeschränkt nutzen, nicht jedoch an einem Zielfernrohr.
Jagdgesetz: Der § 19 des Bundesjagdgesetzes Absatz 1 Nr. 5 verbietet weiterhin die Jagd mit Nachtsichtgeräten. Dieser Paragraf besagt auch, dass einzelne Bundesländer die Vorschriften des Absatz 1 ausweiten oder einschränken dürfen. Somit regeln die Länderebene den jagdlichen Einsatz von Nachtsichtgeräten.
Rechtliche Grundlagen – Österreich
In Österreich erlaubt der Gesetzgeber den Besitz von Nachtsichtgeräten grundlegend. Für die Verwendung gelten andere Vorschriften, jedoch weniger komplex aufgebaut als die deutschen Gesetze.
Waffengesetz: Ohne Einschränkung waren bisher Scheinwerfer für Faustfeuerwaffen zugelassen. Jetzt sind auch Gewehrscheinwerfer erlaubt, da diese in § 17 Absatz 1 Nr. 5 entfallen. Demnach dürfen Sie auch Nachtsichtgeräte mit Infrarotscheinwerfern verwenden.
Wichtig: In einigen Bundesländern verbietet das Jagdgesetz den Einsatz aktiver Nachtsichtgeräte.
Jagdgesetz: Mit dem Ziel aktiver Seuchenvorbeugung gewährleistet eine Erneuerung im oberösterreichischen Jagdgesetz die Jagd auf Schwarzwild mit Nachtsichtgeräten seit dem 11.03.2020. Der Landtag Oberösterreichs erlaubte die Verwendung von Waffen mit Visiervorrichtung für das Schießen in der Nacht. Die Bejagung mit Bildverstärkern oder Bildumwandlern ist für die Schwarzwildjagd bis 31.12.2023 zugelassen. Danach erfolgt eine Neuformulierung des Gesetzes.
Vor dem Kauf eines Nachtsichtgerätes sollten Sie sich vergewissern, dass das Gesetz den Gebrauch in Ihrem Bundesland erlaubt.
Verwendung von Nachtsichtgeräten
1. Jagd
Vorteile: Bei schlechten Lichtverhältnissen verstärken Nachtsichtgeräte das vorhandene Licht und liefern ein akkurates Bild. Außerdem sprechen Sie beim Gebrauch eines Nachtsichtgerätes das Wild sauber an und erkennen Hindernisse vor dem Wild.
Einschränkungen: Allgemein dürfen Sie Wärmebildmonokulare bei der Jagd verwenden, ohne Genehmigung. Beim Gebrauch von Vorsatzgeräten sind Sie in der Verwendung einschränkt. Sie dürfen Nachtsicht- und Wärmebildgeräte mitführen, aber nur als Handgerät verwenden. Hierfür ist keine Genehmigung erforderlich. Für den Einsatz anderer Geräte müssen Sie sich eine Genehmigung einholen.
2. Sicherheits- und Rettungsdienste
Sicherheitsdienste treiben die Entwicklung von Nachtsichtgeräten stark voran, daher gibt es in diesem Bereich unterschiedliche Modelle. Diese unterscheiden sich nach der Einsatzvariante und reichen von Einaugspähern, Helmen bis hin zu größeren Nachtsichtferngläsern.
Als fester Bestandteil sind Nachtsichtgeräte in Luftfahrzeugen integriert, etwa in Form von Infrarot-Sichtgeräten. Hier spricht der spezielle Bildsensor dieser Nachtsichtkameras auf die Infrarotstrahlung an, bis 1,1 µm. Es gibt auch Nah-Infrarot-empfindliche Videokameras mit Nachtsichtfunktion und geeigneten IR-Scheinwerfern. Häufig nutzen Sicherheitsdienste die Geräte zur Gebäudeüberwachung, ohne die Umgebung zu belichten.
Die Polizei verwendet Nachtsichtgeräte, um versteckte Personen ausfindig zu machen oder zur Grenzkontrolle. Selbst bei Nacht können die Einsatzkräfte die gesuchten Personen sicher identifizieren.
Die Feuerwehr verwendet Nachtsichtgeräte, um beispielsweise Brandherde aufzuspüren. Zudem kommen Nachtsichtgeräte bei der Luftrettung zum Einsatz. Die notfallmedizinischen Fachgesellschaften in Deutschland müssen rasch handeln, um Krankheitsbilder wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu therapieren. Höchsten 90 Minuten bleibt dem Fachpersonal Zeit, um den Patienten zu retten.
Außerhalb von Ballungsräumen können medizinische Einsatzkräfte den kurzen Zeitraum meist nur mit Hilfe der Luftrettung einhalten, denn Notfälle können 24 Stunden am Tag passieren. Wenn die Luftrettung bei Nacht zum Einsatz gerufen wird, helfen Nachtsichtgeräte bei der Koordination der Flugmaschinen und beim Auffinden der Betroffenen.
Arten von Nachtsichtgeräten
1. Restlichtverstärker – Funktion und Einsatzbereiche
Der Restlichtverstärker funktioniert im sichtbaren Bereich des Infrarotlichtes. Das Gerät bündelt das übrige Licht auf eine Fotokathode, die aus dem Licht Elektronen erzeugt. Nach der Umwandlung lenkt das Gerät die Elektronen durch ein elektrisches Feld und beschleunigt die Teilchen.
Viele Personen- und Berufsgruppen verwenden Restlichtverstärker, zum Beispiel das Militär, die Polizei oder Jäger. Immer häufiger nutzen auch Privatpersonen ein solches Gerät.
2. Wärmebildkamera – Funktion und Einsatzbereiche
Eine Wärmbildkamera erfasst und misst die Infrarot-Energie von Gegenständen und erstellt ein elektronisches Bild mit Hilfe der gemessenen Strahlung. Das erzeugte Bild stellt die Verteilung der Oberflächentemperatur des zu messenden Objektes dar.
Hauptsächlich nutzen Unternehmen Wärmebildkameras zur vorbeugenden Instandhaltung und zur Untersuchung von elektrischen und mechanischen Anlagen. Weiterhin unterstützen Wärmebildkameras den Fortschritt und die Installation von Leiterplatten und den zugehörigen Komponenten.
Nachtsichtgeräte – Einschränkungen bei der Verwendung
1. Verbotene Verwendung
In Deutschland verbietet der Gesetzgeber Nachtsichtgeräte mit Montagesystem für Schusswaffen. Das Gesetz untersagt den direkten Anbau auf Schusswaffen und, wenn die Nachtsichtgeräte zusätzlich über eingebaute Zielhilfsmittel verfügen. Das angesprochene Hilfsmittel kann ein Fadenkreuz oder eine andere Markierung zum Anvisieren eines Ziels sein. Allein der Besitz dieser Vorrichtungen ist strafbar.
Im Ausland regeln die Gesetzgeber die Verwendung von Nachtsichtgeräten anders. Wenn Sie dort auf Jagd gehen möchten, müssen Sie zuvor mit den entsprechenden Vorschriften auseinandersetzen. Von Land zu Land gibt es große gesetzliche Differenzen.
1.1 Verwendung von Nachtsichtgeräten bei Straftaten
Laut Gesetz ist der Umgang mit bestimmten Waffen und Munition verboten. Dazu zählen Nachtsichtgeräte und Nachtzielgeräte mit Montagevorrichtung für Schusswaffen. Außerdem sind Nachtsichtvorsätze und Nachtsichtaufsätze für Zielhilfsmittel streng untersagt. Zumindest gilt dies, wenn die Geräte über einen Bildwandler oder eine Verstärkung verfügen.
Seit der Änderung des Waffengesetzes im Jahr 2020 definiert der Gesetzgeber „verbotene Waffen“ detaillierter. Damit folgen die Definitionen der gültigen Nomenklatur des Waffengesetzes.
1.2 Verwendung von Nachtsichtgeräten bei Demonstrationen
Bei Demonstrationen dürfen Sie keine Nachtsichtgeräte verwenden. Der Gesetzgeber erlaubt den Gebrauch von Nachtsichtgeräten ausdrücklich nur für Jäger. Falls Sie ein Nachtsichtgerät bei einer Demonstration nutzen möchten, müssen Sie das Gerät genehmigen lassen.
Nachtsichtgeräte – der Datenschutz
1. Überwachung von Personen
Privatpersonen ist die Verwendung von Nachtsichtgeräten zur Beobachtung und Überwachung anderer Personen verboten. Dies verstößt gegen den Datenschutz. Dagegen dürfen Sicherheitsdienste, wie Detekteien und Polizisten, Nachtsichtgeräte zum Ausfindigmachen und Überwachen von Personen einsetzen.
2. Nachtsichtgeräten – Einschränkungen des Einsatzes im öffentlichen Raum
Im öffentlichen Raum nimmt der Einsatz von Nachtsichtgeräten zu. Zwar dürfen Sie als Privatperson den öffentlichen Raum nicht mit einem Nachtsichtgerät überwachen, aber Sicherheits- und Ordnungsdiensten ist die Verwendung gestattet. In einigen Städten installieren Behörden Nachtsichtgeräte, um Vandalen oder Umweltverschmutzer zu identifizieren.
Fazit
Nachtsichtgeräte faszinieren durch ihre Funktionsweise, aber nicht jeder darf ein solches Gerät einsetzen. Rettungs- und Sicherheitsdienste sowie Jäger verwenden die Geräte routiniert und im gesetzlichen Rahmen.
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